Zeitzeuge

Die Wallfahrtsaktivität nach «Nossadunna» – einst sehr beliebt

Die Zeit, als Pilgerinnen und Pilger in Scharen «Maria Licht» in Acladira besuchten, gehört der Vergangenheit an. Nur wenige Einwohner(innen) von Trun können sich daran noch erinnern. Die Seniorin Johanna Petschen, die ihr ganzes Leben in Trun und Schlans verbracht hat und heute ihren Lebensabend im Pflegeheim St. Martin in Trun verbringt, weiss noch einiges darüber zu erzählen. Sie wurde am 6. Dezember 1920 geboren und hatte schon als Kind, und später als Erwachsene und Mutter von fünf Kindern «Maria Licht» oft besucht.

Von Vrin und Medel

Die Wallfahrtsaktivität habe in den Jahren 1940 und 1950, hauptsächlich in der Zeit, als Pfarrer Carli Fry – Benefiziat in «Nossadunna» – krank wurde, abgenommen, so Johanna Petschen. Die Pilger seien aus dem Lugnez und aus den Ortschaften um Ilanz, Tavetsch und Medelsertal gekommen. Alle seien sie zu Fuss von ihrem Wohnort nach Acladira gepilgert, alle hätten sie auf dieser Reise gebetet. «Die eifrigsten waren die Lugnezer», erinnert sich Johanna Petschen, geborene Cathomas. Aber woran erkannten die Einheimischen, woher die Pilgerinnen und Pilger stammten? «Man konnte sie am Dialekt oder an den Kleidern unterscheiden. Diejenigen, die aus Medel oder Tavetsch nach Trun kamen, waren anders gekleidet als unsereins. Viele Trunerinnen und Truner waren in der Tuchfabrik beschäftigt und konnten sich dort schöne Kleider kaufen», weiss Johanna Petschen. Nach den fünfziger Jahren habe es schon auch noch Pilgeraktivitäten gegeben, doch nicht in der Form wie in den Jahren vor oder kurz nach dem zweiten Weltkrieg.

Vollgestopfte Kirche

Nebst dem grossen Fest zu ehren Muttergottes am ersten Septembersonntag, verbunden mit einer Prozession, waren auch die Gottesdienste an den Samstagen während der Fastenzeit sehr gut besucht. «Dann kamen sehr viele Pilgerinnen und Pilger zur Predigt und Beichte, oft hatten nicht alle Platz in der Kirche. Um den Pilgern den Vortritt zu lassen, blieben viele von Trun daheim.» Sehr bekannt sei jedoch auch die Prozession am Karfreitag den Hügel hinauf gewesen. Neben jedem Bildstock sei Station gemacht worden. Der Gottesdienst zum Fest «Num da Maria» sei auf dem Platz oberhalb der Kirche gefeiert worden. Die vielen Menschen, die an diesem ersten Septembersonntag nach Acladira gekommen seien, hätten sonst nicht Platz in der Kirche gefunden. Tage zuvor seien die Jugendlichen von Trun nach Acladira gekommen, um Kränze für das Fest bereitzustellen. «Ansonsten wurde bei «Maria Licht» jeden Tag Gottesdienst gefeiert», erinnert sich Johanna Petschen. Pilgerinnen und Pilger seien von weit her gekommen und hätten Proviant mitgebracht. «Nach dem Gottesdienst sassen sie irgendwo und nahmen das Mittagessen zu sich. Vielen Leuten fehlte das Geld um in einem Wirtshaus einzukehren.» Die Pilgerinnen und Pilger seien meistens Erwachsene gewesen. «Kinder waren selten dabei. Die Erwachsenen wollten ihre Ruhe haben beim Gebet», betont Johanna Petschen, die früher in Trun und als Aushilfe in Schlans Arbeitsunterricht in der Schule erteilte.

Muttergottes verehrt

Dass Maria von vielen Leuten verehrt wurde, zeigte nicht nur das gefühlte Gotteshaus in Acladira, sondern auch die grosse Kollektion an Votivtafeln an den Wänden der Kirche. Verehrt wird Muttergottes auch von Johanna Petschen. Sie sei viel nach «Nossadunna» gelaufen und Maria habe ihr immer zugehört. «Sie hat mir immer geholfen – manchmal mit Verspätung.» Johanna Petschen ist überzeugt, der Einsatz vom damaligen Benefiziat Carli Fry sei von grosser Bedeutung für «Maria Licht» gewesen: «Er hat den Weiler, die Kirche, die Pilgeraktivität und die Feste gefördert und bekannt gemacht.» Carli Fry habe in Trun auch Religionsunterricht erteilt, auch sie sei bei ihm zur Schule gegangen.

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